Ein Zuhause auf Zeit
Restliche Bewohner haben Unterkunft am Flughafen Hahn verlassen / DRK beginnt mit Rückbau der Einrichtung
In der Flüchtlingsunterkunft am Flughafen Hahn hat eine neue Phase begonnen. Nachdem die restlichen 24 Bewohner mit einem spontanen kleinen Fest verabschiedet und am nächsten Tag per Bus nach Hermeskeil gebracht wurden, sind die Mitarbeiter des Deutschen Roten Kreuzes nun mit dem Rückbau beschäftigt. Ein bisschen Wehmut schwingt bei den Helfern in diesen Tagen beim Gang durch die nicht mehr belegten Räumlichkeiten mit. Verständlich, haben sie in den vergangenen Wochen und Monaten eine besondere humanitäre Aufgabe gestemmt – und dabei von den Flüchtlingen viel Dankbarkeit erfahren.
Die Menschen kamen aus Syrien, Afghanistan, Pakistan und anderen Ländern und fanden am Flughafen Hahn ein Zuhause auf Zeit. Eine erste Zuflucht nach der Flucht aus Krisengebieten. Insgesamt über 1800 Flüchtlinge betreute der DRK-Kreisverband Rhein-Hunsrück in der Zeit zwischen August 2015 und Juli 2016, wie Beatrix Herrmann vom Leitungsteam berichtet und auf die interne Erfassung verweist. Bis Jahresende 2015 waren es 1645 Flüchtlinge, 2016 kamen lediglich noch 180 Bewohner hinzu.
„In Spitzenzeiten waren es bis zu 670 Flüchtlinge zugleich“, schildert Herrmann weiter. Zunächst dienten Großraumzelte als Unterkunft, später dann Gebäude 663 und eines der neu errichteten Holzhäuser. Bei der Einrichtung handelt es sich um eine Außenstelle der AfA (Aufnahmeeinrichtung für Asylbegehrende) Hermeskeil. Für den Rückbau der Unterkunft am Hahn habe der DRK-Landesverband, in Absprache mit der ADD, ein Zeitfenster von vier bis acht Wochen veranschlagt.
Doch zunächst wurde in kleiner Runde mit den Bewohnern Abschied gefeiert. Bei Essen und Trinken. Und vielen guten Gesprächen. „Gemeinsam ein paar Stunden zu verbringen, hat den Bewohnern, aber auch dem Team gutgetan. Es kamen sogar ehemalige Bewohner vorbei“, berichtet Beatrix Herrmann erfreut über das ein oder andere Wiedersehen. Überhaupt seien es die vielen wertvollen zwischenmenschlichen Erfahrungen in der Flüchtlingshilfe, die motivierten. „Die bisherige Arbeit war eine Bereicherung auf allen Ebenen. Unser Team kam in Kontakt mit verschiedenen Nationalitäten und Kulturen. Und trotz mancher Unterschiede haben wir immer das Miteinander vermittelt. Wie in einer großen Familie eben.“ Das Zusammenleben habe im Großen und Ganzen harmonisch funktioniert. „Die Bewohner haben uns jeden Tag unterstützt, ob in der Wäscherei oder bei der Haus- und Hofpflege. Es war ihnen ein Bedürfnis, sich einzubringen.“
Die DRK-Mitarbeiter, die gerade in der Anfangsphase von zahlreichen ehrenamtlichen Kräften unterstützt wurden, haben in das Projekt Flüchtlingshilfe am Flughafen Hahn jede Menge Energie und Herzblut investiert. Anfangs wurde viel improvisiert. „Wir haben oft situativ entschieden“, sagt Beatrix Herrmann. Man habe sich eigene Pfade erarbeitet, aus Erfahrungen gelernt. „Und so haben wir uns ständig verbessert.“ Zudem seien die Mitarbeiter intensiv geschult worden, beispielsweise in puncto Hygiene oder Verhalten im Notfall. Die „großartige Zusammenarbeit“ mit den Kooperationspartnern, etwa dem Sicherheitsunternehmen, möchte sie nicht unerwähnt lassen.
Auch DRK-Kreisgeschäftsführer Martin Maser ist voll des Lobes: „Mein Dank gilt allen haupt- und ehrenamtlichen Helfern für ihr großes Engagement und ihren persönlichen Einsatz sowie den vielen Menschen aus der Region, die uns mit ihren Spenden unterstützten.“