Wenn es auf Sekunden ankommt
Warum Erste Hilfe an Schulen und in Betrieben so wichtig ist
Fahrradsturz, Herzinfarkt, Bewusstlosigkeit, Verbrennung oder Herz-Kreislauf-Stillstand – im Notfall zählt jede Minute, oft sogar jede Sekunde. Zum Welt-Erste-Hilfe-Tag am 14. September 2019 betont das Deutsche Rote Kreuz, wie wichtig eine schnelle, kompetente und strukturierte Erste Hilfe ist. Der DRK-Kreisverband Rhein-Hunsrück sieht sich in Sachen Aus- und Fortbildung hier auf einem guten Weg. Die Nachfrage nach den Kursangeboten sei groß, berichten Kreisgeschäftsführer Martin Maser, Ausbildungsbeauftragter Jörg Krömer und Tatjana Jenke, Leiterin des Schulsanitätsdienstes. Nicht nur an Schulen und in Betrieben spielt das Thema Erste Hilfe mittlerweile eine große Rolle, auch Privatpersonen nehmen rege an den Kursen teil.
Die Zahlen sprechen für sich: Der DRK-Kreisverband Rhein-Hunsrück hat 2018 über 4000 Menschen in verschiedensten Kursvarianten in Erster Hilfe aus- und fortgebildet, darunter eine hohe Zahl betrieblicher Ersthelfer. Bereits seit zehn Jahren engagiert sich das Jugendrotkreuz im Rhein-Hunsrück-Kreis im Schulsanitätsdienst. Aktuell sind rund 170 Schulsanitäter ab der 7. Klasse in zehn Schulen im Kreisgebiet im Einsatz.
Warum Erste Hilfe an Schulen und in Betrieben so wichtig ist, zeigt ein Blick in die Statistik: Die absolute und relative Anzahl der Schulunfälle in Deutschland liegt dabei deutlich über jener der Arbeitsunfälle: So stehen im Jahr 2018 rund 877.000 meldepflichtigen Arbeitsunfällen knapp 1.163.000 meldepflichtige Unfälle an Schulen gegenüber, informiert das Rote Kreuz.
Wie lange dauert eine Erste-Hilfe-Ausbildung beim DRK? Ein Rotkreuzkurs in Erster Hilfe umfasst neun Unterrichtseinheiten à 45 Minuten an einem Tag. Dieses Angebot ist für Ersthelfer im Betrieb, Führerscheinbewerber, aber auch für alle Interessierten geeignet, wie Ausbildungsbeauftragter Jörg Krömer informiert. “Wir haben auch spezielle Kursangebote für Lehrkräfte, die gerne angenommen werden.” Zudem schule das Jugendrotkeuz auch Grundschüler, merkt Tatjana Jenke an. Und der Bereich Breitenausbildung habe ein spezielles Kursprogramm für die Kindergartenkinder.
Warum gibt es den Welt-Erste-Hilfe-Tag? Jedes Jahr erleiden Millionen Menschen Verletzungen oder sterben, weil rechtzeitige und ordnungsgemäße Erste-Hilfe-Maßnahmen nicht geleistet werden. Als unmittelbare Reaktion in Notfällen kann Erste Hilfe lebensrettend sein. “Die Ausbildung in Erster Hilfe zählt zu den Kernkompetenzen der internationalen Rotkreuz- und Rothalbmond-Bewegung. Um auf die Bedeutung der Ersten Hilfe und die Tatsache, dass jeder sie lernen kann, aufmerksam zu machen, findet jedes Jahr im September der Welt-Erste-Hilfe-Tag statt”, schildert DRK-Kreisgeschäftsführer Martin Maser.
Kenntnisse über Laienreanimation können im Alltag Leben retten, weiß Ausbildungsbeauftragter Krömer, der auch im Rettungsdienst als Notfallsanitäter arbeitet.
Dem Deutschen Reanimationsregister zufolge erleiden in Deutschland mindestens 50.000 Menschen pro Jahr außerhalb eines Krankenhauses einen Herz-Kreislauf-Stillstand . Nur 10 Prozent überleben. “Würden mehr Menschen unverzüglich Wiederbelebungsmaßnahmen einleiten, könnten sich die Überlebenschancen der Betroffenen verdoppeln bis verdreifachen”, ist Jörg Krömer überzeugt. Leider greifen im Notfall immer noch zu wenige Menschen ein: 2017 wurde nur bei gut 42 Prozent aller Herz-Kreislauf-Stillstände eine Reanimation durch Ersthelfer begonnen. “Da ist noch Luft nach oben.”
Das Gehirn beginnt bei einem Herz-Kreislauf-Stillstand nach nur drei bis fünf Minuten ohne Blutfluss unwiederbringlich zu sterben – ein extrem kurzes und wichtiges Zeitfenster, in dem Ersthelfer mit einer sofortigen Herzdruckmassage Leben retten können. Bis der Rettungsdienst eintrifft, vergehen durchschnittlich acht Minuten oder mehr. Ein spezielles Kursangebot, das Intensivseminar Wiederbelebung, des DRK Rhein-Hunsrück widmet sich der Reanimation in Kombination mit dem Einsatz eines Defibrillators.